/ Februar 18, 2025/ Buch

Renée Rosens Roman Ein Leben für Barbie ist nicht nur eine packende Geschichte über die Erschaffung einer der bekanntesten Ikonen der Welt, sondern auch eine tiefgehende Darstellung einer außergewöhnlichen Frau, die gegen alle Widerstände ihren Traum verwirklichte. Ruth Handler, die Erfinderin der Barbie-Puppe, wird hier als eine visionäre Unternehmerin porträtiert, die nicht nur die Spielzeugindustrie revolutionierte, sondern auch ein kulturelles Phänomen schuf, das über Jahrzehnte hinweg die Welt der Kinder und Erwachsene gleichermaßen beeinflusste.

Die Entstehung von Barbie – eine revolutionäre Idee

Im Jahr 1956 steht Ruth Handler, Mitbegründerin des Spielzeugunternehmens Mattel, vor einer Herausforderung, die ihre Vorstellungen von Kindererziehung und gesellschaftlicher Normen in Frage stellt. In einer Welt, in der Puppen überwiegend als Babyfiguren gestaltet sind, die die Mutterrolle symbolisieren, entwickelt Ruth eine Puppe, die wie eine erwachsene Frau aussieht – Barbie. Sie will damit nicht nur ein neues Spielzeug schaffen, sondern auch ein Symbol für die Freiheit und Selbstbestimmung von Mädchen etablieren. Barbie soll für junge Mädchen nicht nur ein Abbild der traditionellen Mutter- oder Hausfrauenrolle sein, sondern vielmehr eine Figur, die ihnen zeigt, dass sie alles erreichen können, was sie wollen – sei es als Astronautin, Ärztin oder Präsidentin.

Im Gegensatz zu den gängigen Babypuppen, die die stereotype Rollenverteilung betonten, wurde Barbie zu einem vielschichtigen Symbol einer neuen Freiheit. Durch ihre Gestaltung, die eine weibliche Erwachsene widerspiegelte, brach sie mit den bisherigen Konventionen und setzte ein Statement, das weit über das Spielzeug hinausging. Ruth Handler hatte damit einen weiten und mutigen Schritt gewagt, um die Vorstellungskraft der Mädchen zu beflügeln und ihnen ein Bild von Unabhängigkeit und vielfältigen Lebenswegen zu vermitteln.

Die Erfindung von Barbie ist ein Wendepunkt in der Spielzeugindustrie, und das Buch zeichnet diesen kreativen Prozess nach, wobei Rosen den Lesern nicht nur die Entwicklung der Puppe, sondern auch die Herausforderungen, die mit diesem innovativen Schritt einhergingen, näherbringt. Das Unternehmen Mattel war zu diesem Zeitpunkt bereits bekannt, aber Ruth wusste, dass Barbie der Schlüssel zum Erfolg und zur kulturellen Veränderung werden würde.

Ruth Handler – Eine außergewöhnliche Frau

Die Hauptfigur des Romans, Ruth Handler, wird von Renée Rosen mit viel Empathie und Tiefe dargestellt. Als Frau in den 1950er Jahren war Ruth mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Der Großteil der Wirtschaft war von Männern dominiert, und die Rollenbilder für Frauen waren sehr eng gesteckt. Als Unternehmerin und Mutter musste Ruth ständig beweisen, dass sie sowohl beruflich als auch privat erfolgreich sein konnte. Die Idee, eine Puppe zu schaffen, die den gängigen Vorstellungen von Weiblichkeit widersprach, war in vielerlei Hinsicht revolutionär und stieß auf Widerstand. Doch Ruth, die von ihrer Vision und ihrem Ziel überzeugt war, ließ sich nicht entmutigen und kämpfte um ihre Idee.

Ruth Handler war eine Frau, die nicht nur von ihrem Traum angetrieben wurde, sondern auch von einer tiefen Überzeugung, dass ihre Puppe den Mädchen der Welt etwas beibringen würde, was sie selbst als Mutter und Unternehmerin erlebte: Es gibt keine Grenzen für das, was eine Frau erreichen kann. Rosen zeigt in ihrem Buch die Vielschichtigkeit von Ruths Charakter – ihre Leidenschaft für ihre Arbeit, ihre Unerschrockenheit, aber auch ihre verletzlichen Seiten und die persönlichen Opfer, die sie auf ihrem Weg brachte. Besonders die Beziehung zu ihrer Tochter Barbara, die später als Namensgeberin für Barbie diente, wird tiefgründig thematisiert. Barbara, die zunächst nichts mit der Puppe und dem neuen Bild von Frauen identifizieren konnte, stand im Konflikt zu ihrer Mutter. Dieses Spannungsverhältnis zeigt, wie komplex Ruths persönliche Welt war, denn während sie versuchte, die gesellschaftlichen Vorstellungen von Weiblichkeit zu verändern, geriet sie gleichzeitig in einen Konflikt mit der eigenen Tochter.

Das Barbie-Team – Zusammenarbeit und Herausforderungen

Im Roman wird auch das Team rund um Ruth Handler eingeführt, das eine entscheidende Rolle beim Erfolg von Barbie spielte. Neben Ruths Ehemann Elliot, der unterstützend an ihrer Seite stand, wird insbesondere der Ingenieur Jack Ryan hervorgehoben, der maßgeblich an der technischen Entwicklung der Puppe beteiligt war. In Verbindung mit der ambitionierten Modedesignerin Stevie Klein, die für Barbies Kleidung verantwortlich war, entsteht ein kreatives und dynamisches Team, das die Grundlage für den späteren Erfolg von Barbie legte.

Rosen hebt in ihrem Buch nicht nur die technischen und kreativen Aspekte der Barbie-Entwicklung hervor, sondern auch die zwischenmenschlichen Spannungen und Konflikte, die im Rahmen eines Unternehmensalltags auftreten können. Insbesondere die Beziehung zwischen Ruth und ihren Mitarbeitern zeigt, dass hinter dem Erfolg von Barbie nicht nur die Vision einer Einzelnen stand, sondern auch das Zusammenwirken von Talenten und verschiedenen Perspektiven. Doch je größer der Erfolg von Barbie wurde, desto größer wurden auch die Herausforderungen. Das Unternehmen Mattel wuchs, aber mit ihm auch die finanziellen und betriebswirtschaftlichen Probleme. Diese Belastungen, gepaart mit den persönlichen Konflikten, die Ruth in ihrer Familie und im beruflichen Umfeld durchleben musste, machten den Weg zur Legende Barbie zu einer alles andere als einfachen Reise.

Barbie als kulturelles Phänomen

Der Erfolg von Barbie geht weit über die Grenzen der Spielzeugindustrie hinaus. In den Jahrzehnten nach ihrer Einführung wurde sie zu einem echten kulturellen Phänomen, das Generationen von Mädchen beeinflusste. Sie spiegelte die gesellschaftlichen Veränderungen wider, die sich in den 1960er- und 1970er-Jahren vollzogen, als Frauen immer mehr Rollen in der Arbeitswelt und im öffentlichen Leben übernahmen. Barbie war zunächst ein Produkt, aber sie entwickelte sich zu einem Symbol für Empowerment, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit. Sie war eine Puppe, die Mädchen die Freiheit gab, ihre eigenen Träume und Wünsche zu verfolgen – sei es als Schauspielerin, Astronautin oder Ärztin.

Doch der Erfolg von Barbie hatte auch seine Schattenseiten. Die immer größer werdende Popularität führte zu Spannungen innerhalb des Unternehmens Mattel. Ruth Handler musste sich immer wieder mit Kritik auseinandersetzen, und auch ihr eigenes Leben geriet immer stärker in den Fokus der Öffentlichkeit. Die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert war, spiegeln sich im Buch wider, wobei Rosen geschickt das Zusammenspiel von Erfolg und persönlichem Opfer darstellt. Die zunehmende Popularität von Barbie brachte Ruth sowohl Anerkennung als auch Ablehnung, und je mehr sie sich in ihrer Rolle als Unternehmerin verwirklichte, desto schwieriger wurde es für sie, ihr Familienleben zu jonglieren.

Fazit

Renée Rosens Ein Leben für Barbie ist weit mehr als nur eine Geschichte über die Entstehung einer Puppe. Es ist die Erzählung einer außergewöhnlichen Frau, die mit Mut und Vision eine kulturelle Ikone erschuf. Der Roman vermittelt nicht nur einen spannenden Einblick in die Welt der Spielzeugindustrie, sondern beleuchtet auch die komplexe Persönlichkeit von Ruth Handler und die Herausforderungen, die mit dem Streben nach Erfolg und der Veränderung von gesellschaftlichen Normen einhergehen. Rosens Schreibstil ist lebendig und packend, und sie schafft es, Ruths Charakter in all seiner Tiefe darzustellen – von ihren triumphalen Momenten bis hin zu den persönlichen und beruflichen Rückschlägen. Wer sich für Geschichten über starke Frauen, Unternehmertum und die Geschichte von Barbie interessiert, wird dieses Buch mit großer Begeisterung lesen. Ein Leben für Barbie ist nicht nur die Geschichte einer Puppe, sondern die einer Frau, die das Leben von Millionen von Menschen beeinflusste und deren Vision noch immer lebt.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Taschenbuch; 1. Edition (18. Februar 2025)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Broschiert ‏ : ‎ 448 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3499016605
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3499016608
  • Originaltitel ‏ : ‎ Let’s call her Barbie
  • Abmessungen ‏ : ‎ 13.3 x 3.24 x 20.9 cm
  • 18 Euro

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