/ Februar 13, 2024/ Ratgeber, Rehabilitation

Das Potential einer komischen Kunst

Ulrich Fey


Ulrich Fey untersucht die fundamentale Basis effektiver Clown-Praxis und untersucht deren Potenzial in Bezug auf Demenz. Sein Werk bietet eine Mischung aus emotional ansprechenden Erzählungen und tiefgreifenden Analysen, die speziell für Fachkräfte in der Alten- und Pflegeheimbetreuung konzipiert sind.

Das Buch bietet nicht nur Wissen, sondern auch Trost und Sicherheit. Es erleichtert das Verständnis für Menschen mit Demenz, die oft unseren Erwartungen nicht entsprechen und sich widersetzen. Die Eigenheiten älterer Menschen haben oft eine humorvolle Seite, die Fey in seinem „emotionalen Sachbuch“ einfühlsam beleuchtet.

Das Buch hat insgesamt 14 Abschnitte, eine Einführung, einen Rückblick und Ausblick, eine Dankesrede, Quellenhinweise, eine Liste der verwendeten Literatur und einen Hinweis auf die Bildquellen.

In den ersten fünf Abschnitten erklärt der Autor auf verständliche Weise verschiedene Aspekte der Demenz. Er spricht über die biologischen, historischen, demografischen, sozialen und individuellen Hintergründe dieser Krankheit. Normalerweise werden unsere Erlebnisse auf drei Arten im Gehirn gespeichert und miteinander verknüpft: emotional, kognitiv und körperlich. Die Demenz ist ein schleichender Prozess, der die Fähigkeit beeinträchtigt, neue Erfahrungen mit alten zu verbinden. Dadurch verlieren Betroffene nach und nach ihre Orientierung in Bezug auf Zeit, Raum, ihre eigene Person und ihre Pläne. Menschen mit Demenz sind einfach Menschen – frei von den üblichen Merkmalen wie Status, Rollen, Wissen oder Besitz. Sie zeigen ihre Persönlichkeit auf ihre ganz eigene Art und sind dabei authentisch, ehrlich, eigensinnig und bedingungslos. Es ist wichtig, sie so zu akzeptieren und zu schätzen, wie sie sind.

Der Clown handelt und kommuniziert aus dem Herzen, nicht aus dem Kopf. Für ihn ist es normal, dass Dinge schiefgehen, aber das bedeutet nicht, dass er versagt hat. Im Gegenteil, er sieht darin die Chance, neue Wege zu entdecken und das Gewohnte zu hinterfragen. Durch das Wechseln der Perspektiven und Ebenen erschafft er neue Möglichkeiten und lässt sich auf die Realitäten seiner Mitmenschen ein. Er hat keine Angst davor, anderen nahe zu kommen, und urteilt nicht über sie.

Menschen mit Demenz fühlen oft Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit, was tiefe Notlagen in ihrem Gehirn auslösen kann. Diese Gefühle sind keine Schwäche, sondern ein natürlicher Schutzmechanismus. Demenz bedeutet nicht den Verlust der eigenen Identität, sondern eine Veränderung, die große Angst auslösen kann.

Der Autor zeigt anhand von Beispielen, wie man Menschen mit Demenz unterstützen kann. Dabei ist es wichtig, ihnen menschliche Nähe, Anteilnahme und Wertschätzung entgegenzubringen. Auch die Anerkennung ihrer Vergangenheit, Erinnerungen und Gefühle ist von großer Bedeutung. Um sich in sie hineinversetzen zu können, ist es hilfreich, biografische Informationen zu kennen und eigene Erfahrungen mit Hilflosigkeit und Einsamkeit zu reflektieren. Dabei sollte man darauf achten, ihre persönlichen Grenzen zu respektieren und keine schmerzhaften Erinnerungen zu aktivieren. Menschen mit Demenz benötigen wie wir alle so viel Selbstständigkeit wie möglich.

In den Kapiteln 6 bis 10 geht es darum, wie der Clown wirkt und welche Rolle Humor, Komik, Musik und Gesang spielen.

Der Clown ist jemand Besonderes, der sich von anderen unterscheidet und oft ungewöhnliche Dinge tut. Er ist ehrlich und offen und zeigt seine Gefühle authentisch. Er ist anders als die Norm und kann deshalb Regeln brechen und Neues ausprobieren. Der Clown möchte Angst abbauen und Vertrauen schaffen. Er möchte eine Verbindung zu den Gefühlen der Menschen herstellen und ihre Freude am Leben wiederentdecken. Im Moment lebendig, vergisst er Vergangenheit und Zukunft. Er nimmt die Gefühle anderer ernst und achtet sie. Fehler und Herausforderungen sind für ihn Möglichkeiten zum Spielen und Improvisieren. Er handelt aus dem Herzen und aus dem Bauch heraus, ohne über Konsequenzen nachzudenken. Er sucht die Herausforderungen und findet Freude am Scheitern. Er lacht über sich selbst, aber nie über andere.

Der Clown hilft dabei, die Schwierigkeiten des Lebens nicht zu ernst zu nehmen. Durch Humor kann man sich von Problemen distanzieren und sie aus einer anderen Perspektive betrachten. Humor hilft auch dabei, negative Gefühle wie Hilflosigkeit und Scham zu reduzieren und das Selbstvertrauen zu stärken. Humor verbindet Menschen und bringt sie zusammen.

Singen und Musik haben ähnliche Wirkungen wie Humor. Sie können Ängste reduzieren und positive Emotionen auslösen. Singen kann Erinnerungen wecken und die soziale Interaktion fördern.

Insgesamt haben Humor, Komik, Musik und Gesang eine starke emotionale Wirkung und können dazu beitragen, dass Menschen sich besser fühlen und miteinander verbunden sind.

Clowns können eine große Hilfe für Menschen mit Demenz sein. Sie müssen sensibel sein für ihre eigenen Gefühle und Erfahrungen, da Situationen alte Ängste oder Verletzungen wieder aufleben lassen können und ihre Fähigkeit, sich einzufühlen, blockieren können.

Der Clown verbindet sich mit Menschen mit Demenz über ihre Emotionen. Er akzeptiert sie so, wie sie sind, ohne sie zu beurteilen. Er nimmt sich Zeit und hat Geduld, ohne Erwartungen zu haben. Seine Verbindung zu ihnen ist besonders, da sie beide gegen Normen und Regeln verstoßen und Grenzen erfahren. Er handelt intuitiv und wählt das Richtige für die jeweilige Situation, um den Kontakt zu fördern. Er hilft, Ängste und Scham zu überwinden und die Situation zu entspannen.

In der Interaktion mit Menschen mit Demenz ist der Clown einfühlsam und sucht den Blickkontakt. Er interessiert sich für sie und nutzt vertraute Rituale wie Händeschütteln oder Winken. Er spricht langsam und deutlich und passt sich ihren Bedürfnissen an. Er ist vorsichtig bei Berührungen und dankbar für ihre Teilnahme.

Clowns tragen dazu bei, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz zu verbessern und das Arbeitsklima für das Pflegepersonal angenehmer zu gestalten.

Diejenigen, die denken, Clowns seien ausschließlich für Kinder gedacht, liegen genauso falsch wie die Annahme, dass Hosenträger tatsächlich Hosen tragen. Ulrich Fey veranschaulicht in diesem Buch, welche Bedeutung Clownsarbeit für ältere Menschen haben kann. Durch seine liebevolle und engagierte Arbeit gewinnen wir Einblicke in eine Tätigkeit, die bereits viele positive Ergebnisse erzielt hat und einen bedeutenden Beitrag zu einer heilsamen Atmosphäre im Gesundheitswesen leistet.
Das Buch über Menschen mit Demenz ist voller Einfühlungsvermögen, Wertschätzung und Respekt. Es zeigt eine tiefe Verbundenheit und Liebe zu diesen Menschen und ihrer Lebensgeschichte. Der Autor, der zugleich als Clown auftritt und sich Albert nennt, berührt die Menschen mit Demenz auf eine besondere Weise. Er weckt Erinnerungen, ermöglicht Freude und trägt dazu bei, ihre Lebensqualität zu verbessern. Es ist klar, dass Albert nicht nur als Autor, sondern auch als Clown eine bedeutende positive Wirkung auf die Menschen hat, denen er begegnet.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Mabuse; überarbeitete und erweiterte Edition (1. Januar 2024)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Broschiert ‏ : ‎ 240 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3863216555
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3863216559
  • Abmessungen ‏ : ‎ 13.3 x 2.4 x 21 cm
  • 24 Euro

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