/ Juni 23, 2024/ Romane

Das Buch „Der König und der Uhrmacher“ von Arnaldur Indriðason, übersetzt von Freyja Melsted, ist ein faszinierender historischer Roman, der den Leser in das späte 18. Jahrhundert entführt. Die Geschichte spielt in Kopenhagen und beginnt damit, dass der isländische Uhrmacher Jón im dänischen Königspalast auf eine beeindruckende, aber vernachlässigte astronomische Uhr aus dem Jahr 1592 stößt. Fasziniert von der Handwerkskunst und dem Zustand der Uhr, nimmt Jón es sich zur Aufgabe, dieses Meisterwerk wieder zum Laufen zu bringen.

Die Begegnung mit dem König

Eines Abends besucht der dänische König Christian VII. überraschend Jóns Werkstatt. Zwischen dem verwirrten Monarchen und dem bescheidenen Uhrmacher entwickelt sich ein unerwartetes Gespräch. Trotz der sozialen und politischen Kluft zwischen ihnen, findet Jón den Mut, von seinem Vater zu erzählen. Jóns Vater wurde in Island unschuldig zum Tode verurteilt und unter der Regentschaft von Christian VII.s Vater hingerichtet. Diese Erzählungen schaffen eine ungewöhnliche Verbindung zwischen dem Uhrmacher und dem König.

Historische Tiefe und Empathie

Arnaldur Indriðason gelingt es meisterhaft, die historische Kulisse lebendig zu machen. Mit großem Feingefühl und Empathie schildert er die komplexen Verhältnisse der Zeit. Der Roman basiert auf gründlicher Recherche und bietet tiefe Einblicke in die Sitten, Gebräuche und Gedanken der Isländer im 18. Jahrhundert sowie in die Intrigen und den Alltag des dänischen Königshauses. Die detaillierte Darstellung der historischen Fakten und der philosophischen Untertöne machen das Buch nicht nur informativ, sondern auch sehr nachdenklich.

Leidenschaft für das Handwerk

Ein herausragendes Element des Romans ist die Darstellung von Jóns Leidenschaft für das Uhrmacherhandwerk. Mit großer Hingabe und Geduld widmet sich Jón der Restaurierung der astronomischen Uhr. Diese Aufgabe ist nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine symbolische Reise zu seinen eigenen Wurzeln und zur Geschichte seiner Familie. Die Liebe zum Detail und die handwerkliche Präzision, die in der Beschreibung der Uhr und ihrer Reparatur steckt, sind beeindruckend und verleihen der Geschichte eine besondere Authentizität.

Spannungsbogen und Hoffnungen

Trotz des historischen Settings und der bekannten Endpunkte der Geschichte versteht es Arnaldur Indriðason, die Spannung aufrechtzuerhalten. Er weckt immer wieder Hoffnungen bei den Lesern, sei es durch die Fortschritte bei der Reparatur der Uhr oder durch die Entwicklungen in den Gesprächen zwischen Jón und dem König. Diese Hoffnungen sorgen dafür, dass man als Leser ständig mitfiebert und emotional involviert bleibt.

Authentische Atmosphäre und Charaktere

Die Authentizität und Atmosphäre des Romans sind weitere Stärken des Buches. Indriðason beschreibt die Landschaften und das Leben in Island und Dänemark mit solch lebhaften Details, dass man das Gefühl hat, selbst dort zu sein. Die Charaktere, insbesondere Jón und Christian VII., sind vielschichtig und menschlich dargestellt. Jóns Ehrlichkeit und seine inneren Konflikte, ebenso wie die Zerrissenheit und die möglicherweise geisteskranke Verwirrung des Königs, machen die Figuren greifbar und real.

Gefährliche Begegnungen

Ein weiterer spannender Aspekt des Buches sind die Treffen zwischen dem König und dem Uhrmacher. Diese Begegnungen sind eine Gratwanderung für Jón, da er auf Befehl des Königs immer mehr von seiner Familiengeschichte preisgeben muss. Die instabile geistige Verfassung des Königs und seine unvorhersehbaren Reaktionen stellen für Jón eine ständige Gefahr dar. Diese Spannung, ob und wie Jón diese Treffen überstehen wird, zieht sich wie ein roter Faden durch die Handlung und hält den Leser in Atem.

Ein menschliches Meisterwerk

„Der König und der Uhrmacher“ ist nicht nur ein spannender und historisch fundierter Roman, sondern auch ein tief menschliches Werk. Arnaldur Indriðason schafft es, die großen historischen Ereignisse mit den kleinen, persönlichen Geschichten zu verweben und so ein vielschichtiges Bild der damaligen Zeit zu zeichnen. Der Roman zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie persönliche Schicksale und historische Entwicklungen miteinander verbunden sind und wie Menschen trotz großer Unterschiede zueinander finden können.

Fazit

„Der König und der Uhrmacher“ von Arnaldur Indriðason ist ein meisterhaft geschriebener historischer Roman, der durch seine authentische Atmosphäre, seine detaillierten Beschreibungen und seine spannenden Charaktere besticht. Das Buch bietet tiefgehende Einblicke in die historischen Gegebenheiten des 18. Jahrhunderts und erzählt gleichzeitig eine berührende menschliche Geschichte. Mit seiner Mischung aus historischer Genauigkeit und emotionaler Tiefe ist das Buch ein echtes Lesevergnügen und eine absolute Empfehlung für alle, die sich für Geschichte und menschliche Schicksale interessieren.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Lübbe; 1. Aufl. 2024 Edition (31. Mai 2024)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 368 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3757700317
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3757700317
  • Lesealter ‏ : ‎ Ab 14 Jahren
  • Originaltitel ‏ : ‎ Sigurverkid
  • Abmessungen ‏ : ‎ 12.6 x 3.5 x 20.5 cm, 432 Gramm
  • 24 Euro

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