/ September 9, 2023/ Romane

Anne Stern


Hulda Gold, eine alleinerziehende Mutter, arbeitet in einer Mütterberatungsstelle in Schöneberg und kämpft mit den typischen Herausforderungen des Mutterseins. Der Dickkopf ihrer Tochter Meta, geschlossene Kindertagesstätten und die finanzielle Belastung als Alleinerziehende setzen ihr zu. Zusätzlich heiratet ihr früherer Geliebter Karl, und in ihrer Nachbarschaft häufen sich Einbrüche. Selbst das Kiosk ihres väterlichen Freundes Bert wird Opfer eines Raubüberfalls.

In dieser Zeit trifft Hulda auf Milli, eine junge Schauspielerin, die anscheinend mehr über die Einbrüche weiß. Hulda beginnt Nachforschungen anzustellen. Gleichzeitig begegnet sie Max, einem verheirateten Mann, zu dem sie sich stark hingezogen fühlt. Doch wie kann eine Beziehung zu einem verheirateten Mann funktionieren? Zudem wird sie Zeugin des wachsenden Judenhasses in Berlin, den sogar ihr Vater, ein angesehener Künstler, erleiden muss.

Während Hulda mit all diesen Problemen kämpft, geschehen weitere Verbrechen, darunter ein Raub in der Apotheke ihrer Freundin Jette und ein Todesfall in einem Hotel. Die ermittelnde Kommissarin, die sich in einer von Männern dominierten Welt behaupten muss, ist ratlos. Doch Hulda, die nie aufgibt, begibt sich auf Spurensuche und trägt zur Aufklärung der Fälle bei.

Letztendlich geht es für Hulda jedoch nicht nur darum, die Verbrechen zu lösen, sondern auch um die Suche nach sich selbst und um die Bewältigung ihrer eigenen inneren Konflikte

Anne Stern hat zweifellos einen herausragenden Schreibstil, aber meiner Meinung nach hat sie sich mit Band 6 ihrer Reihe wirklich selbst übertroffen. Das Buch gewinnt so viel an Fahrt, dass es praktisch unmöglich ist, es aus der Hand zu legen. Das führte dazu, dass ich mich bereits nach zwei Tagen von Hulda verabschieden musste.

Was mir an diesem Buch besonders gut gefallen hat, war die Art und Weise, wie die Suche nach Spuren und die Suche nach der eigenen Identität miteinander verflochten sind. Hulda führt kein einfaches Leben als alleinerziehende Mutter und Hebamme in einer Mütterberatungsstelle. Tief in ihr schlummert immer noch die junge, neugierige, wagemutige und experimentierfreudige Hulda von früher. Anne Stern stellt diese beiden Seiten der jungen Frau so meisterhaft dar, dass Huldas Zerrissenheit fast greifbar wird. Schließlich atmet man tief durch, wenn ihr klar wird, dass sie leidenschaftliche Frau und liebevolle Mutter sein kann. Selten hat man so intensiv mit einer Protagonistin mitgefühlt.

Auch der Charakter der Kriminalkommissarin Siegel hat mich restlos überzeugt. Sie ist eine Zigarren rauchende Frau in einer Männerdomäne, die lieber arbeitet als sich um ihre Kinder und ihren Mann zu kümmern. Sie umgibt sich mit einer harten Schale, um sich vor Verletzungen zu schützen. Dies ist großartig gezeichnet und äußerst glaubwürdig.

FAZIT: Anne Stern gehört zweifellos zu den großartigen Schriftstellern unserer Zeit. Allein die Entwicklung von Hulda verdient Lob, da es nicht selbstverständlich ist, dass sich Charaktere so konsequent weiterentwickeln. Ihre mitreißende Schreibweise, die lebendige Darstellung von Berlin im Jahr 1929 und die sorgfältig durchdachte Handlung, die von den politischen Ereignissen beeinflusst wird, machen „Hulda Gold – Lichter der Stadt“ zu einem absoluten Lieblingsbuch. Mit knapp 440 Seiten, von denen jede wunderbar zu lesen ist, freue ich mich jetzt schon auf Band 7, der im Dezember 2024 erscheinen soll.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Taschenbuch; 1. Edition (12. September 2023)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Broschiert ‏ : ‎ 464 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3499009188
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3499009181
  • Abmessungen ‏ : ‎ 13.6 x 3.52 x 21 cm

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