Es ist schon lange her, dass ich einen Roman gehört habe, der mich so tief berührt, mitgerissen, verzaubert und trotz seiner manchmal brutalen Abschnitte immer wieder zum Lachen gebracht hat. Das Debüt von Autorin Claudia Schumacher ist meisterhaft gelungen.
Ihre Hauptfigur Juli ist eine weibliche Protagonistin wie keine zuvor: Sie ist stark und verletzlich, voller sarkastischem Humor und tiefer Verzweiflung. Wir begleiten sie beim Älterwerden und sind in ihrem Kopf, während sie aus einer Familie stammt, in der ein monströser Vater körperliche und psychische Gewalt ausübt – über die Mutter und die Kinder. Dieser Roman handelt davon, wie ein Trauma über Generationen weitergegeben wird, und wir folgen Juli, die sich daraus befreien will, in drei Teilen.
Das Werk zeichnet sich durch einen sehr energiegeladenen Erzählstil, eine kraftvolle Sprache voller eigener Bilder und einer Handlung, der man atemlos folgt, aus.
Die ersten beiden Teile, in denen Juli zunächst 17 Jahre alt ist und später Anfang 20 und in Berlin lebt, sind in der Ich-Perspektive geschrieben und entwickeln eine starke Anziehungskraft. Die Schilderung der Familie, aus der Juli stammt, ist psychologisch dicht und fesselnd. Trotz der Düsternis des Themas gelingt es der Autorin, einen Text voller schwarzem Humor zu schreiben, was einen großen Teil des Reizes des Romans ausmacht. Der dritte Teil ist überraschenderweise plötzlich in der dritten Person geschrieben, was zunächst verwirrend ist, aber sehr schnell Sinn ergibt und das Buch auf intelligente Weise abschließt.
Ich habe das Werk in einem Tag verschlungen und es hat mich tief beeindruckt.
- Herausgeber : Argon Verlag; 1. Auflage, Ungekürzte (29. Juni 2022)
- Sprache : Deutsch
- ISBN-10 : 383981961X
- ISBN-13 : 978-3839819616
- Abmessungen : 14.2 x 1 x 14.4 cm