/ Juli 29, 2023/ Romane

Cheon Seon-ran

In einer zukünftigen Zeit in Südkorea, in der humanoide Roboter zunehmend in verschiedenen Berufsfeldern eingesetzt werden, breitet sich die Arbeitslosigkeit rasant aus. Der Druck, dem Menschen, Maschinen und sogar Tiere ausgesetzt sind, um höchste Leistungen zu erbringen, hat sich dramatisch verschärft. Immer mehr Menschen können diesem Druck nicht mehr standhalten und finden sich am Rande der Gesellschaft wieder.

Dies gilt auch für die Familie von Bogyeong, Yeonjae und Eunhye. Seit der Ehemann und Vater bei einem Arbeitsunfall ums Leben kam, kämpft die Familie um ihre finanzielle Existenz. Die Tochter Eunhye ist auf einen Rollstuhl angewiesen, doch die versprochenen mechanischen Beine sind inzwischen in weite Ferne gerückt. Der Fortschritt und die Technologie sind nicht für alle zugänglich, sondern nur für diejenigen, die es sich leisten können.

Pferderennen haben die Funktion von Brot und Spielen übernommen und bieten den Menschen eine greifbare Chance auf Glück durch Wetten. Die Pferde werden von Robotern als Jockeys geritten und sind genauso verschleißanfällig wie die Menschen. Mit erbarmungsloser Härte werden sie für 2-3 Jahre auf maximale Leistung und Geschwindigkeit getrimmt, bis ihre Körper versagen.

Obwohl ich normalerweise weder im Bereich Science-Fiction noch auf dem koreanischen Buchmarkt zu Hause bin, übt „Tausend Arten von Blau“ eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf mich aus. Cheon Seon-ran erzählt mit sanften, dennoch äußerst kraftvollen Worten eine Geschichte, die von allgemeiner Bedeutung ist und tief berührt.

Das Buch behandelt Themen wie die Habgier und die skandalösen Bedingungen im Pferderennsport, den steigenden finanziellen Druck auf die Arbeitgeberseite durch die Anhebung des Mindestlohns und den zunehmend rasanten technischen Fortschritt. Dieser Fortschritt ist zweischneidig, da er die menschliche Arbeitskraft an vielen Stellen überflüssig macht und den Menschen selbst in den Hintergrund drängt.

Durch die Figur des humanoiden Koli hält uns die Autorin einen äußerst kritischen Spiegel vor und vermittelt die Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen, Achtsamkeit, Trost und Hoffnung. Je mehr Gefühle Koli empfinden kann, desto menschlicher wird er. Sowohl die Figuren im Buch als auch die Leser vergessen dabei oft, dass er aus künstlichen Materialien wie Carbon, Schrauben und Platinen besteht.

Was den Inhalt betrifft, so möchte und kann ich keine Einzelheiten verraten, da dies den Lesegenuss trüben würde. Es sei jedoch gesagt, dass die Autorin eine Virtuosin im Umgang mit Worten ist und es versteht, ihre Botschaften auch zwischen den Zeilen zu vermitteln. Sätze wie „Nur Glück allein kann Schmerzen heilen“, „Wenn Menschen dasselbe betrachten, sieht offenbar jeder etwas anderes“ oder „Wir sollten alle üben, langsam zu laufen“ berühren nicht nur das Herz, sondern auch die Seele.

Der kleine humanoide Koli schafft es, meine Sicht auf die Welt vollständig zu verändern und mir eine neue Welt zu zeigen. Eine Welt, in der jeder das Recht auf Glück, Gehör und die Freiheit hat, das zu tun, was ihm gerade in den Sinn kommt. Koli deckt die vielfältigen Schattierungen von Blau auf, die mal strahlend hell, mal türkis und mal tiefdunkelblau sind, und am Ende des Buches rührt er mich zu Tränen, die ich nicht zurückhalten kann.

Ein Roman voller Überraschungen, Emotionen und Achtsamkeit, der für mich zu den herausragenden Leseerlebnissen im Jahr 2023 gehört!

  • Herausgeber ‏ : ‎ Golkonda Verlag (3. Juli 2023)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Taschenbuch ‏ : ‎ 368 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3965090518
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3965090514
  • Abmessungen ‏ : ‎ 13.4 x 3.3 x 21.4 cm

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