/ Januar 13, 2023/ Romane


Zwei junge Brüder, Paolo und Antonio, leben alleine in einem sizilianischen Dorf. Paolo, der ältere, arbeitet als Maurer und ist ständig im Konflikt mit dem Bauleiter. Er kämpft innerlich mit seinem Zorn. Antonio hingegen ist naiver. Im Gegensatz zu seinem Bruder hat er nicht gelernt, sich Respekt zu verschaffen, oder er hat sich einfach noch nicht an die Härten des Lebens angepasst. Über ihnen schwebt die Flucht ihrer Mutter, die ein anderes Leben gewählt hat, und die Abwesenheit eines alkoholabhängigen Vaters, der auch nach seinem Tod Sorgen bereitet: für das, was er war und wovon seine Kinder nicht werden wollen. So präsentiert sich das Debüt von Mattia Insolia, ein 1995 geborener Katane, der vor allem durch die Unterstützung und das Lob von Teresa Ciabatti Aufmerksamkeit erregt.

Paolo und Antonio führen ein instabiles Leben, fern von Sicherheit und Annehmlichkeiten, in dem verzweifelten Versuch, sich einen Raum zu schaffen, in dem sie nicht unbedingt glücklich, aber zumindest ruhig sein können. Sie begnügen sich mit flüchtigen Vergnügen: einem Rausch in einer Nacht, gelegentlichem Sex, einer Pizza, einigen Streichen wie das Werfen von Steinen von einer Brücke.

Dann tauchen die Probleme auf der Baustelle für Paolo auf, dann kehrt die Mutter zurück, um die Beziehung zu kitten, dann scheitern die Liebeserfahrungen. Die Situation eskaliert schließlich zu den tragischen Ereignissen, die bereits im Prolog angekündigt wurden, der zwei Monate vor den erzählten Ereignissen liegt. Dort stirbt einer der beiden Brüder in den Armen des anderen auf der Straße, offenbar durch drei Schüsse.

In der Tragödie der beiden Brüder versucht Insolia die Tragödie einer Generation von jungen Menschen zu erzählen, insbesondere im Süden Italiens, die keine Hoffnung haben, von der Familie, dem Staat, den Institutionen im Stich gelassen wurden und sich selbst zu Eltern machen, um sich am Leben zu halten und sich mit Ungerechtigkeiten und Missbrauch auseinanderzusetzen. Kriminalität erscheint als unausweichliche Folge von Frustration und Schmerz, sowie als Strategie, um die eigene Präsenz zu beanspruchen und wirklich existieren zu können, als würde sie sagen: Schaut her, ich bin auch da.

Andererseits riskiert „Die Hungrigen“ eine Geschichte von Unbehagen und Abweichung zu sein, die nicht mehr überraschen kann, in der zwei junge Brüder, von ihrer Mutter verlassen und als Kinder eines alkoholabhängigen Vaters Waisen, einen generalisierten Groll entwickeln, der in Gewaltausbrüchen endet. Das Thema der Homosexualität, das erst spät und scheinbar als Wendepunkt eingeführt wird, reicht nicht aus, um die Geschichte wirklich zu bereichern oder neue Erkenntnisse über das Verhalten und die Handlungen der Figuren zu liefern.

„Gli affamati“ von Mattia Insolia ist ein beeindruckendes Debüt, das mit seiner mitreißenden Erzählung und seinen fesselnden Charakteren die Herzen der Leser erobert. Insolia gelingt es, die Tragödie zweier Brüder einfühlsam zu erzählen und dabei gleichzeitig die größeren gesellschaftlichen Probleme anzusprechen.

Die Geschichte dreht sich um Paolo und Antonio, zwei junge Männer, die in einem sizilianischen Dorf ein unstetes Leben führen. Insolia schafft es, ihre inneren Konflikte und Kämpfe auf eine Weise darzustellen, die den Leser tief berührt. Paolo, der ältere Bruder, kämpft mit seinem Zorn und seiner ständigen Auseinandersetzung mit dem Bauleiter, während Antonio noch naiver ist und Schwierigkeiten hat, sich in den raubeinigen Alltag einzufinden. Die Abwesenheit ihrer Mutter, die ein neues Leben gewählt hat, und ihr alkoholkranker Vater, der auch nach seinem Tod noch präsent ist, setzen den Brüdern zu. Insolia gelingt es, die Ausweglosigkeit und Frustration dieser jungen Generation, insbesondere im Süden Italiens, eindrucksvoll darzustellen. Durch die eindringliche Darstellung der Jugendlichen, die sich selbst überlassen sind und versuchen, sich in einer ungerechten Welt zurechtzufinden, wirft der Autor einen kritischen Blick auf die sozialen Missstände und das Fehlen von Unterstützung durch Familie und Institutionen.

Die Sprache von Insolia ist packend und intensiv. Er verwendet einen rauen, umgangssprachlichen Slang, der die Authentizität der Charaktere unterstreicht. Dadurch werden die Emotionen und die harte Realität, mit der die Protagonisten konfrontiert sind, greifbar. Insolia versteht es auch, die scheinbar aussichtslose Situation der Brüder mit einer gewissen Hoffnung zu durchdringen. Trotz aller Herausforderungen und Rückschläge finden sie Trost und Zusammenhalt in ihrer Beziehung zueinander. Diese Entwicklung wird auf eine Weise erzählt, die den Leser emotional berührt und mitfiebern lässt.

Darüber hinaus zeichnet sich die Geschichte durch seine vielschichtigen Charaktere aus. Obwohl einige Nebenfiguren weniger ausgearbeitet sind, gelingt es Insolia, die Brüder mit Tiefe und Menschlichkeit darzustellen. Ihre Beziehung zueinander, ihre inneren Kämpfe und ihre Suche nach Identität und einem besseren Leben werden meisterhaft dargestellt.

Insolia gelingt es, eine Geschichte zu erzählen, die weit über das hinausgeht, was von einem Debütroman erwartet wird. Mit dem Werk gibt er nicht nur einen Einblick in das Leben zweier Brüder, sondern wirft auch wichtige Fragen zur Jugend, zur Gesellschaft und zur menschlichen Natur auf. Sein Schreibstil ist gut lesbar und ich kann das Buch nur empfehlen.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Karl Rauch Verlag GmbH & Co. KG; 1. Edition (14. Februar 2022)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 208 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3792002698
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3792002698
  • Originaltitel ‏ : ‎ Gli affamati
  • Abmessungen ‏ : ‎ 12.6 x 2 x 20.2 cm

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