/ Januar 8, 2023/ Romane

Der Autor will nicht, dass sein Buch als nur eine Untersuchung über die Vorschubleistung (Hohenzollerndebatte) betrachtet wird. Stattdessen betrachtet er es als eine Fallstudie, in der er das Verhalten einer adeligen Familie mit der historischen Methode untersucht. Er betont die Bedeutung der Art und Weise, wie die Familie sich selbst darstellt und wie sie sich der Öffentlichkeit präsentiert. Der Autor untersucht auch die Kommunikation zwischen der Familie und der Öffentlichkeit. Die Familie hat versucht, ihr Bild in der Öffentlichkeit zu verbessern, was manchmal schwierig war, zum Beispiel, als der Kaiser und der Kronprinz in den Niederlanden in Exil gingen. Eine Gruppe von PR-Beratern, Ghostwritern, Journalisten und Juristen half, das gewünschte Bild der Familie zu schaffen.

Der Autor zeigt auch, wie die Familie nicht aufhörte, auf eine Wiedereinsetzung der Monarchie zu hoffen und wie sie sich den Nationalsozialisten anschloss. Sie nutzten ihren charmanten Namen, der Assoziationen mit dem Kyffhäuser-Mythos hervorrief, obwohl die Namensträger selbst diesen Erwartungen nicht gerecht wurden. Sie nutzen auch informelle Kommunikationsmöglichkeiten, die sich bei Jagdgesellschaften, Bällen, in Clubs und Offizierkasinos ergaben. Die Verbindung der Familie mit dem nationalen und konservativen Lager war erfolgreich und der Tag von Potsdam, an dem die Familie auch beteiligt war, zeigte den Schulterschluss von Alt und Neu. In den nächsten Jahren versuchte die Familie, sich dem Regime anzupassen und Arrangements zu treffen. Sie stellten dem Regime immer noch ihre lange Geschichte, ihr Charisma und den Glanz ihres Namens zur Verfügung, aber ihr Einfluss reichte nicht aus, um eine bedeutende Rolle im etablierten NS-System zu spielen.

Wenn man die Quellen liest, die Malinowski verwendet, ist es schwierig, an die Vorstellung von der Opferrolle der Hohenzollern zu glauben. Die Verhaftungen von Kommunisten, Sozialisten, Juden und anderen „Volksfeinden“ werden als „Aufräumarbeiten“ bezeichnet, Mussolini wird wegen seiner „genialen Brutalität“ bewundert und schon in den 1920er Jahren sind Hitler, Röhm und Göring Gast im Cecilienhof. Es gibt Wahlaufrufe für Hitler, Sätze wie „Jetzt heißt es, jedem in die Fresse zu hauen“, der die Regierung Hitler angreift, Geldzuwendungen, Assistenz im SA-Folterkeller und viel Bildmaterial. Malinowski stützt seine Darlegungen auf eine breite Auswahl an Quellen und widerlegt gleichzeitig die apologetischen Aussagen anderer Historiker. Sein Urteil ist, dass es wahrscheinlich „nur wenige Familien im Adel aller Sparten gab, die so geschlossen, so stetig, so radikal und so wirkungsvoll gegen die Republik und ihre Prinzipien aufgetreten sind wie die politisch relevanten Mitglieder der Familie Hohenzollern“. Der Kronprinz Wilhelm und seine Familie gehörten zum größten Teil nicht zum harten Kern der Nationalsozialisten, aber sie waren „Opportunisten und Kollaborateure“ für das Regime.

Das Buch ist gut strukturiert, mit Kapiteln und kleineren Unterkapiteln. Die Überschriften der Unterkapitel sind manchmal ironisch, wie „Dem Widerstand widerstanden“ oder „Royale Resterampe“. Es gibt 117 Seiten Anhang mit Fußnoten, Quellen und Literatur, die den historischen Anspruch des Buches belegen. Trotzdem ist das Buch leicht zu lesen, auch für Laien, und bietet eine fesselnde Darstellung der Hohenzollern.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Propyläen Verlag; 6. Edition (27. September 2021)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 752 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3549100299
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3549100295
  • Abmessungen ‏ : ‎ 13.8 x 3.2 x 22 cm

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