/ Juli 25, 2019/ Ratgeber

Vom langen Schweigen und Hoffen einer Familie

von Stephen P. Hinshaw 

Der Autor – Professor für Psychologie ist Autor mehrerer Bücher zu psychischen Störungen daher wollte ich auch dieses Werk lesen.

Als der Autor von der schweren psychischen Erkrankung seines Vaters erfuhr, hob sich ein Schleier aus Schweigen und Scham, der jahrelang über der Familie gelegen hatte.

Hinshaw erinnert sich das der Vater monatelang verschwunden war. Er hatte grosse Angst, das der Vater nie mehr nach Hause kommen würde – das prägte sein Leben.

Der Vater erzählte dem erwachsenen Hinshaw über seine psychische Erkrankung, über psychotischen Episode im Alter von 16 Jahren und zahlreichen weiteren Episoden, seinen Aufenthalten in psychiatrischen Anstalten, Fixierung und inhaltsleeren Stunden, Tabuisierung und Scham, Elektrokonvulsionstherapie und Insulinschocktherapie, Barbituraten und Antipsychotika, Gewalt und Machtlosigkeit, Schweigen und Leugnen, Isolation und Ausgrenzung.

Nach all diesen Jahren konnte Hinshaw die Erkrankung seines Vaters – wie Mosaiksteinchen – das Leben des Vaters zusammenzusetzen und dadurch besser verstehen.

Hinshaw kommt im Buch oft auf das Thema Stigma zu sprechen. Er erklärt die Ursachen und antizipiert die Folgen von Stigmatisierung, berichtet von seinem Bestreben, als Professor für Psychologie und Psychiatrie Stigmatisierung zu verringern und Betroffenen von psychischen Störungen konkrete Hilfe zu bieten

Der Autor schildert was die Geheimhaltung und das Stigma der psychischen Erkrankung für die Betroffenen, aber auch die Angehörigen bedeutet. Behutsam gibt er allen Familienmitgliedern eine Stimme. Sein fachlicher Hintergrund ordnet die persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen in einen größeren Zusammenhang ein. Und so ist das Buch vor allen Dingen auch ein Plädoyer gegen die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen.

Heute weiß die Öffentlichkeit viel mehr über psychische Krankheiten als früher. […] Ausserdem deuten mehrere groß angelegte Untersuchungen, dass die Einstellung der Öffentlichkeit zu psychischen Krankheiten, die in den 1950er-Jahren so erbärmlich war, seit dieser Zeit im Wesentlichen unverändert geblieben ist – dies bedeutet, dass der Wunsch, auf Distanz zu bleiben, weiterhin groß ist. Viel mehr Menschen wie vor sechzig Jahren glauben heute, dass psychische Krankheiten zwangsläufig mit Gewalt verbunden sind. Hier wird ein enorm wichtiges Thema besprochen, das wertvolle Einblicke in die Auswirkungen von psychischen Störungen und deren Tabuisierung auf die Familie und das gesamte soziale Umfeld darstellt.

Ich lege ich das Buch jedem ans Herz, der sich mehr mit Stigmatisierung psychischer Störungen beschäftigen will

  • Broschiert: 350 Seiten
  • Verlag: Psychiatrie Verlag; Auflage: 1 (10. April 2019)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3884149520
  • ISBN-13: 978-3884149522
  • Größe und/oder Gewicht: 13,4 x 2,7 x 21,6 cm

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