/ August 5, 2019/ Romane, Zeitgeschehen

von Peter Graf und Ulrich Alexander Boschwitz 

Ulrich Alexander Boschwitz ertrank im Atlantik nordwestlich der Azoren. Er reist mit dem britischen Schiff „Abosso mit 391 weiteren Passagieren und Besatzungsmitgliedern. Das Schiff wurde von dem deutschen U-Boot U 575 torpediert . Die Versenkung überlebten nur dreißig Menschen.

Der Autor trug das Manuskript des Romans bei sich als er starb.

Er hatte das Werk im Internierungslager bei Melbourne geschrieben.

Der Autor glaubte – so schreibt er in einem Brief an seine Mutter – dass etwas an dem Buch sei, das es „zu einem Erfolg machen“ könne, besonders nach dem Krieg.

Jetzt, 76 Jahre nach dem Tod des Verfasserst ist, in Kurzform, die Vorgeschichte des Romans „Der Reisende“, zum ersten Mal in der Sprache erschienen, in der er geschrieben wurde.

Geschildert wird die Geschichte von Emigration und Deportation – von Neubeginn und gescheiterten Hoffnungen.

Der Autor war ein Jude, Halbjude in der Terminologie der Nazis.

Vor seiner Geburt 1915 war sein Vater, ein wohlhabender Kaufmann gestorben.

Die Mutter, die mit seiner Schwester nach Schweden und später nach England gezogen ist entstammte einer Lübecker Senatorenfamilie.

Man ahnt nicht, das Boschwitz den Vater vermisst, dass seine literarische Phantasie den Toten umkreist hat. Weder aus den erhaltenen privaten Aufzeichnungen und Fotos, die den Autor als hellblondes Kind im Matrosenanzug – oder als Jüngling mit Krawatte und weichen, offenen Gesichtszügen zeigen.

Das Buch „Menschen neben dem Leben“ spielt im Berlin der Zwanzigerjahre.

Es geht um Leute, die nach der Weltwirtschaftskriese und dem Krieg eigentlich nichts mehr zu lachen haben – aber dennoch das Leben feiern.

Man liest über Verrückte, Kriegsheimkehrer, Bettler und Prostutierte. Getrieben werden sie von der Sehnsucht nach ein paar sorglosen Stunden – bevor der Alltag im Morgengrauen wieder erwacht.

Die Frau des blinden Sonnenbergs tanzt mit Grissmann, der sich eine Frau angeln wollte und den Jähzorn des sauren Ehemanns unterschätzt.

Das Verhängnis nimmt seinen Lauf – bis sich neue Liebschaften gefunden haben. Pfefferminzschnaps und Bier wurde ausgeschenkt und der nächste Morgen ergraut.

Der gerade mal 22-jährige Autor schreibt vom Lumpenproletariat der zwischenkriegsjahre.

Es wird ein besonderer Blick in eine vergangene Zeit eröffnet

  • Gebundene Ausgabe: 303 Seiten
  • Verlag: Klett-Cotta; Auflage: 1. (21. September 2019)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3608964096
  • ISBN-13: 978-3608964097

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