/ September 23, 2023/ Ratgeber, Rehabilitation

Corinna Oswald, Janina Meeß


Seit 2006 bietet das Projekt Wiesel in Form von 14-tägigen altershomogenen Gruppen einen geschützten Rahmen für Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien. Ein Hohl- und Bringedienst sowie Einzelberatungen ergänzen das Angebot. Die klientenzentrierte und systemische Ausrichtung wird durch eine enge Kooperation zwischen Suchthilfe, Jugendhilfe und medizinischem Dienst unterstützt, wobei die Problematik von FASD ebenfalls berücksichtigt wird.

Die Materialsammlung des Projekts beginnt mit allgemeinen Methoden zur Gruppenfindung und Kohäsionsbildung. Anschließend werden verschiedene Themenkomplexe vertieft, darunter Selbstbild, Familie, Umgang mit Gefühlen, Suchterkrankung in der Familie und Suchtprävention. Die aufgeführten Methoden sind nach Alter (Vorschulalter bis Jugend), Spezifik und teilweise nach ihrer Abfolge im Gruppenprozess geordnet. Jede Methode ist dabei durch Quellenangabe, Altersgruppe, Interventionsbereich, konkrete Durchführungsanleitung sowie Anmerkungen oder Fallbeispiele strukturiert. Teilweise werden auch Literaturhinweise zur Vertiefung angegeben.

Die umfassende Methodensammlung zeichnet sich durch klare Symbole aus, die anzeigen, ob die Methode für Gruppen, Einzelsettings oder Familienarbeit geeignet ist. Jede Methode wird ausführlich auf einer halben bis mehreren Seiten beschrieben und ermöglicht es erfahrenen GruppenleiterInnen, sie direkt umzusetzen. Besonders hervorzuheben ist das spezifische Kapitel „Suchterkrankung in der Familie“, das zahlreiche Anregungen für gemeinsame gestalterische Medienaktivitäten mit Kindern und Jugendlichen bietet, darunter Bilder, Skulpturen, Hörspiele, Comics, Fotostorys, Homepages, Spiele, Theaterstücke, Rollenspiele und das Verfassen eines Briefes an die Eltern.

Freizeitaktivitäten, Elternarbeit und gemeinsame Eltern-Kind-Aktionen werden kurz behandelt. Das Thema FASD wird im kommentierten Literaturbereich angeschnitten, wobei Verweise auf einen Roman, zwei Dokumentationen und ein Medienpaket gegeben werden. Es kann auch im Bereich „Suchterkrankung in der Familie“ thematisiert werden.

Das Buch präsentiert eine umfassende, praxiserprobte Sammlung von Methoden und Materialien, die erfahrene PsychologInnen und SozialarbeiterInnen gleichermaßen in der Einzel-, Gruppen- und begrenzt auch in der Familienarbeit einsetzen können. Durch Praxisbeispiele mit vertiefenden Hinweisen und Fotodokumentationen werden die Methoden lebendig und greifbar. Es fällt auf, dass ein tiefergehender Vergleich unterschiedlicher Zugangsweisen zur Thematik, theoretische Reflexionen oder systematische Evaluationen im Buch fehlen.

Erfreulicherweise wird das wichtige Thema FASD angesprochen, doch es bietet noch Potenzial für eine tiefere Vertiefung. Die Hinweise auf Bücher und Medien für die Zielgruppe sind an zwei verschiedenen Stellen platziert, im Methodenteil „Suchterkrankungen in der Familie“ und im Anhang. Eine mögliche Optimierung könnte in einer übersichtlicheren Strukturierung dieser Informationen bestehen.

Die AutorInnen, gestützt auf langjährige Erfahrung, liefern äußerst konkrete methodische und inhaltliche Anregungen für die Umsetzung von Einzel-, Gruppen- und Familienangeboten für Kinder und Jugendliche mit suchtkranken Eltern. Ihre Praxisbeispiele veranschaulichen lebhaft die Umsetzung, wobei insbesondere der Fokus auf den aktuellen Bedarf und die Herausforderungen gerichtet ist.

„Das Buch ‚Wiesel: Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien unterstützen‘ ist ein wegweisender Leitfaden für Fachkräfte im Sucht- und Kinderhilfebereich. Die klaren Anleitungen und fundierten Methoden ermöglichen die effektive Umsetzung von Einzel- und Gruppenangeboten für betroffene Kinder und Jugendliche. Die Autorinnen, erfahrene Praktikerinnen, liefern nicht nur wertvolle Einblicke in das bewährte Projekt Wiesel, sondern auch praxisnahe Lösungen für Resilienzförderung und therapeutische Interventionen. Die umfassende Methoden- und Materialsammlung, gegliedert nach Altersgruppen und Themen, macht dieses Buch zu einem unverzichtbaren Werkzeug. Besonders beeindruckend ist das Kapitel zur Suchterkrankung in der Familie, das innovative Ideen für medienbasierte Zusammenarbeit bietet. Wenngleich FASD und Freizeitaktivitäten kurz behandelt werden, bietet das Buch einen inspirierenden und praktischen Ansatz für die Arbeit mit suchtkranken Familien.“

Dieses Buch richtet sich vorrangig an Fachleute im Bereich Suchthilfe, Kinder- und Jugendhilfe sowie Prävention, die mit Familien in belasteten Situationen arbeiten. Es bietet klare Anleitungen für die Umsetzung von Einzel- oder Gruppenangeboten für Kinder und Jugendliche aus suchtkranken Familien. Die erweiterte Zielgruppe umfasst auch ErzieherInnen, Lehrkräfte, engagierte Eltern, Pflege- oder Adoptiveltern sowie Studierende.
Die Autorinnen, Corinna Oswald und Janina Meeß, beide erfahrene Fachkräfte im Caritasverband Schaumberg-Blies, stellen das Projekt Wiesel vor, das seit 2006 speziell für Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien etabliert wurde.
Das Buch gliedert sich in eine einführende Darstellung der Resilienzfaktoren der Zielgruppe, die Vorstellung des Gruppenangebots Wiesel und einen umfangreichen Hauptteil mit Methoden- und Materialsammlung für die Arbeit mit den Jugendlichen, Freizeitaktivitäten und Elternberatung. Ein detaillierter Anhang bietet kommentierte Literatur und Filmtipps für Betroffene sowie ein Fachliteraturverzeichnis.
  • Herausgeber ‏ : ‎ Lambertus; 2. Edition (23. Mai 2022)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Taschenbuch ‏ : ‎ 294 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3784134092
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3784134093
  • Abmessungen ‏ : ‎ 15 x 1.5 x 21 cm
  • 27 Euro

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