/ Januar 5, 2020/ Zeitgeschehen

von Olga Forsch 

Olga Forschs russisches Narrenschiff ist der letzte Roman des „Silbernen Zeitalters“ der russischen Literatur.

Im Werk von Olga Forschs schlägt uns in neun »Wellen« das Panorama einer Epoche entgegen.

Hier schlägt uns in neun „Wellen“ das Panorama der russischen Avantgarde entgegen. Es ist erstmals übersetzt und angereichert mit „Lyrischem Gepäck“ und einem umfangreichen Bordbuch.

Das russische Narrenschiff meint das von Maxim Gorki gegründete „Haus der Künste“ in Petersburg, dem sowjetischen Petrograd. Das russische Narrenschiff fährt durch die Jahre, hier leben Maler, Philosophen und Schriftsteller gemeinsam mit Arbeitern. Sie sicherten ihre Existenz in den Bürgerkriegsjahren.

Das »Narrenschiff« ist beseelt vom Wahn der Kunst: Seine Passagiere sind Menschen in den Jahren nach dem Oktoberumsturz und bis zur Auflösung des Hauses im Jahr 1923, die sich in Kühnheit und Fortschrittlichkeit zu überbieten versuchen.


Die ersten »Wellen« kreisen um das Zeitgeschehen, führen uns das Personal des „Silbernen Zeitalters“ der russischen Poesie, Boris Pilnjak, Alexander Blok, Viktor Schklowskij und andere, verkleidet vor, die Dichtung Anna Achmatowas bildet die Hintergrundmusik dieser avantgardistischen Wettstreite. Die nachfolgenden Wellen erzählen von Autoren und ihren Werken. In einem assoziativen und episodenhaften Erzählen setzt sich kaleidoskopartig die Zeit zusammen.
Russisches Narrenschiff hat ein eigenes Schicksal. Olga Forsch war gewiss keine Dissidentin, doch der Roman verschwand nach der Veröffentlichung 1931: Er wurde weder in die später erschienene Gesamtausgabe der Werke von Olga Forsch aufgenommen noch zu ihren Lebzeiten veröffentlicht.

Die Autorin war die Tochter eines Generals, die nach dem Tod ihrer Familie in eine Offiziersfamilie einheiratete. Nachdem sich ihr Gatte geweigert hatte, bei der Erschießung von Dissidenten teilzunehmen und den Dienst quittierte ging das Paar in die Ukraine und begann ein Bauernleben.

Forsch befasste sich mit der Morallehre Tolstois, der Theosophie und dem Leider der Landbevölkerung. Sie ging nach dem Oktoberumsturz nach Moskau und wurde eine Reformerin des Schulwesens und erlangte in den 20-er Jahren eine führende Rolle in der sowjetischen Literatenszende.

Olga Forschs vergessenes Werk ist eine reich gefüllte Flaschenpost, in dem wir die Stimmen der kurzen russischen literarischen Moderne zwischen Revolution und Bürgerkrieg entdecken.

  • Gebundene Ausgabe: 319 Seiten
  • Verlag: Die Andere Bibliothek; Auflage: 1. Auflage, Nummerierte (6. Dezember 2019)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3847704214
  • ISBN-13: 978-3847704218
  • Größe und/oder Gewicht: 12,6 x 2,7 x 22,1 cm

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